Die Kopfgeldjägerin – Stephanie Plum

Stephanie Plum wurde schon von wahnsinnigen Mördern verfolgt, von fetten nackten Männern lächerlich gemacht, mit Brandbomben beworfen, beschossen, bespuckt und beschimpft, von einem Schwarm kanadischer Wildgänse angegriffen und immer wieder in den Dreck geschubst. Ein Auto nach dem anderen geht vor ihr in Flammen auf und obendrein kann sie sich nicht zwischen zwei Männern entscheiden. Der eine heißt Joe Morelli, hatte einmal einen legendären Ruf als Womanizer und arbeitet heute als Cop, der andere – ein rasend gutaussehender Latino – heißt Ranger. Er ist ein harter Kopfgeldjäger, seit einiger Zeit auch Besitzer von RangeMan, einer Securityfirma, und man munkelt, er sei auch in dubiose Geschäfte verstrickt. Ja, Stephanie arbeitet als Kopfgeldjägerin – das trauen die meisten dem aparten Lockenkopf um die 30 nicht zu. Und Stephanie geht es manchmal genauso. Aber der Reihe nach: wie kam sie nur zu so einem Job?

Was tut man nicht alles für Geld:
von der Dessouseinkäuferin zur Kopfgeldjägerin

Nun, die Auflösung der Frage fällt unter die Kategorie: „Was tut man nicht alles für Geld?“ Stephanie verkaufte schon Hot Dogs und arbeitete als Dessouseinkäuferin. Doch all die Jobs wurde sie los und das zog eine gähnende Leere im Kühlschrank, ein totes Telefon und einen unzufriedenen Rex nach sich. Rex ist ein niedlicher Hamster, der in einem umfunktionierten Aquarium in Stephanies Küche lebt. Seine Höhle: eine alte Suppendose, sein Lieblingsessen: Popcorn oder Cheez Doodles. Es musste also dringend etwas passieren, etwas, das Dollars in die Kasse spülte. Und so fackelte Stephanie nicht lange und erpresste ihren schmierigen Cousin Vinnie. Er dachte wirklich, Steph würde all seine perversen Neigungen seiner Frau stecken und gab ihr zähneknirschend einen Job. Vinnie betreibt ein Kautionsbüro in Trenton – und so wurde aus der arbeitslosen Ex-Dessouseinkäuferin eine Kautionsdetektivin, besser bekannt als Kopfgeldjägerin.

Stephanie Plums Kochkünste: bescheiden.
Sie liebt Doughnuts und Pizza von „Pino“

Trenton ist Stephanies Heimatstadt. Sie wuchs im Arbeiterviertel auf: kleine Gärten, schmale Reihenhäuschen, viele Bewohner sind italienischer Abstammung – mit Einsprengseln aus Deutschland oder Ungarn –, bei Stephanie italienisch-ungarisch. Es war und ist ein guter Stadtteil, um Calzone zu essen oder illegale Wetten abzuschließen, und ihre Mum, ihr Dad und auch ihre Grandma Mazur leben nach wie vor in ihrem kleinen Reihenhaus. Familie ist hier wichtig, mindestens genauso wichtig wie der fünf Pfund schwere Rollbraten am Sonntag. Ihre Mum kocht herrlich – ist aber nachhaltig verstimmt, weil Stephanie einfach nicht heiraten will, und auch die Kochkünste der Tochter sind eher bescheiden. Sie soll nur einen Topf besitzen und kochen heißt bei ihr Erdnussbuttersandwich, Oliven und Kartoffelchips und ein kaltes Corona. Sie liebt „Boston Cream“-Doughnuts und stirbt für eine Pizza von „Pinos“, extra groß, extra viel Käse, grüne Paprika und Peperoni. Eigentlich müsste sie bei diesem Essen eine Figur wie ihre Kollegin Lula haben, aber dem ist nicht so. Sie joggt, und wenn sie es schafft, legt sie auch einen Hungertag pro Woche ein, um ihre Figur zu halten. Das klappt, mit ihren 1.70 cm ist Steph nach wie vor schlank und sehr attraktiv.

An Tagen mit ungeradem Datum will Joe Morelli sein „Pilzköpfchen“ heiraten

Bei Lula klappt die Gewichtseindämmung eher nicht. Die schwarze Ex-Prostituierte arbeitet auch im Kautionsbüro und quetscht ihre üppigen Rundungen mit geschätzter Kleidergröße 42 gern in eine 36 – doch ihr steht dieser Spandex-Wickelrock-Wildkatzenlook einfach. Stephanie lernte Lula bei einem ihrer ersten Einsätze kennen. Damals jagte sie Joe Morelli oder, besser gesagt, sie wollte die 10.000 Dollar, die auf ihn ausgesetzt waren, hatte aber keine Ahnung, wie sie Morelli kriegen sollte.

Dann kam Ranger ins Spiel und nahm sie unter seine Fittiche, kaufte ihr Handschellen und eine Knarre, gab ihr Tipps und half ihr oft genug aus der Patsche. Die Anziehungskraft zwischen Stephanie und Ranger ist nach wie vor mächtig und ihr Arrangement lautet: Sie haben ihr gegenseitiges Verlangen akzeptiert und leben es mal mehr, mal weniger aus. Weniger, wenn Stephanie ein schlechtes Gewissen gegenüber Joe Morelli bekommt. Zwar ist auch ihre Beziehung unverbindlich, so die Abmachung. Doch an Tagen mit ungeradem Datum wacht Joe Morelli manchmal auf und will sein „Pilzköpfchen“ – so nennt er Stephanie – heiraten. Zu blöd, dass sie ihn immer nur an geraden Tagen heiraten will. Der Cop konnte schon als kleiner Junge die Finger nicht von Stephanie lassen. So sind also beide Männer „der Richtige“ und zugleich „der Falsche“ … Wie gut, dass es Hamster Rex gibt. Der ist unkompliziert, sehr süß und mit einem Cheez Doodle zufriedenzustellen.

Stephanie Plum macht einfach süchtig! - Bücherschau